Pressetext Begrfilm-Festival 2021                                                       03/2021

Bergfilm Tegernsee, 18. Internationales Festival vom 13. – 17. Oktober 2021

 Begeisternde Bergfilme und viel Platz in den Kinos 

Die Filme „Children of the Snow Land“ (Großer Preis der Stadt Tegernsee) und „Balandrau – Tragödie in der Eishölle“ (DAV-Preis für den besten Alpinfilm) beeindruckten in Tegernsee nicht nur die Jury, sondern auch das Publikum, das in diesem Jahr viel Beinfreiheit genießen durfte. Sie sind die großartigen Gewinner eines ungewöhnlichen Festivals. 

„Gewöhnungsbedürftig“, meinten einige. Obwohl, wer will sich schon daran gewöhnen, in zwar ausverkaufte, aber halbleere Säle zu blicken? Da ist es schon besser, auf diesen Stoßseufzer zu horchen, der in den letzten Tagen über Tegernsee zu schweben schien: „Endlich wieder Bergfilm-Festival!“

94 Filme begeisterten in Tegernsee das Publikum
„Schön war’s und ich hab die Beinfreiheit genossen“, freute sich eine Zuschauerin aus der Nähe von Stuttgart lachend. Es habe eben alles auch seine guten Seiten. Bei 252 Einreichungen konnten die Programmgestalter um Festival-Direktor Michael Pause in diesem Jahr aus dem Vollen schöpfen, was sie mit Genuss taten. Nach einem Jahr Festival-Abstinenz schafften es 94 Filme ins Programm, so viele wie noch nie zuvor. In den meisten der 44 Vorstellungen konnten die Moderatoren und Moderatorinnen interessante Gäste aus aller Welt begrüßen: Zum Beispiel beim Bayern 2-Abend die Paraclimbing Weltcup-Bronzemedaillengewinnerin Jacqueline Fritz, bei der Retrospektive drei Mitgliedern der Nanga-Parbat-Expedition von 1970, beim Nepal-Abend Ganesh Panday aus Nepal. Als die Tegernseer im Medius dann quasi ihr „Heimspiel“ feierten und eine Gruppe einheimischer Snowboarder ihre „Hüttn“ auf der Leinwand präsentierten, donnerte der Applaus. Ein schöner Erfolg, auch wenn die Jungs es nicht auf die Liste der Preisträger schafften – oder könnte es doch noch vielleicht sogar für den Publikumspreis reichen?

Ein Film der leisen Töne
Ganz oben steht dort ein Film der leisen Töne, der grandiosen Landschaften, der ungeschminkten Menschlichkeit und der Hoffnung, wie es die Jury formulierte. Sie zeichnete die berührende Dokumentation „Children of the Snow Land“ von Zara Balfour und Marcus Stephenson (Großbritannien/Nepal) in diesem Jahr mit dem Großen Preis der Stadt Tegernsee aus. Tagelang wandern die Kinder auf einsamen Pfaden zum ersten Mal nach zwölf Schuljahren in Kathmandu wieder zurück in ihre abgelegenen Heimatdörfer. Sie sprechen von Trennungsschmerz, Heimweh, Neugier, Angst und Staunen. Behutsam kehren sie zurück in ihre Vergangenheit, um schon bald wieder in eine hoffentlich bessere Zukunft aufzubrechen.

Erschütternd, denn es kann jeden treffen
Das lässt keinen kalt, der selbst schon einmal in den Bergen unterwegs war: Die spanische Dokumentation „Balandrau – Tragödie in der Eishölle“ von Guille Cascante ist dramatisch, bestürzend, bewegend. Sie rekonstruiert eine Bergtragödie in den Pyrenäen, die zehn Menschen das Leben gekostet hat. „Das Besondere daran ist nicht nur die außergewöhnliche Kamera-Arbeit, sondern vor allem das erschütternd Triviale an dieser Begebenheit: Die Berge erscheinen leicht, niemand hätte sich diese Katastrophe vorstellen können“, so die Jury, die „Balandrau“ mit dem Preis des Deutschen Alpenvereins für den besten Alpinfilm auszeichnete.

Auf leisen Pfoten…
… schleicht nicht nur der Schneeleopard durch die eisigen Höhen des Himalaya. Auch wer ihm nahekommen will, sollte sich behutsam bewegen. So wie der französische Fotograf und Filmemacher Stéphane Jacques und sein Bruder es in dem Film „Auf den Spuren der Schneeleoparden“ meisterhaft zeigen. Sie trotzen Eis und Einsamkeit, um vielleicht das Glück auskosten zu können, diesen ungewöhnlichen Tieren ganz nahe sein zu dürfen. In Tegernsee wurden sie dafür mit dem Preis für den besten Film in der Kategorie „Naturraum Berg“ ausgezeichnet.

 Spektakulärer Balanceakt in den Dolomiten
Über den Otto-Guggenbichler-Nachwuchspreis darf sich Valentin Rapp freuen. Mit der Kamera verfolgt er Profi-Slackliner Lukas Irmler auf der Suche nach der perfekten Highline zwischen Schlern und Langkofel-Massiv. „Der Film ist genauso wie Highlining im Hochgebirge: spektakulär, vergleichsweise wenig aufwendig und dabei atemberaubend schön“, urteilte die Jury.

„Ein großer Schritt Richtung Normalität“
Trotz Einschränkungen, erheblichem Mehraufwand und ersatzloser Streichung des gesamten Rahmenprogramms ist das Fazit der Festival-Macher überzeugend. „Wir hatten in diesem Jahr wirklich ein sehr starkes Filmprogramm“, betont Michael Pause. „Und mich persönlich haben die vielen schönen Begegnungen besonders gefreut, die nun endlich wieder möglich waren.“ Die Bergfilm-Szene habe auf diese Gelegenheit scheinbar nur gewartet und schon deshalb habe sich der Aufwand gelohnt. Ähnlich sieht dies Johannes Hagn, Bürgermeister der Stadt Tegernsee: „Im vergangenen Jahr war es noch ein Lebenszeichen, doch in diesem Jahr ist uns ein großer Schritt Richtung Normalität gelungen. Und 2022, da soll alles wieder so werden, wie wir und unsere Besucher und Besucherinnen es gewohnt waren. Darauf freuen wir uns!“